„Waldsäger’s Marta“ verstorben
Trauer: Hoteliersfrau wurde 86 Jahre alt / Mit Leib und Seele Gastgeberin / Waldsägmühle als Lebenswerk
Pfalzgrafenweiler (k-w). Als „Waldsäger‘s Marta“, wie sie sich selbst nannte, war die Gastgeberin mit Leib und Seele weithin bekannt. Jetzt ist Marta Ziegler überraschend mit 86 Jahren verstorben, gerade einmal 14 Monate nach ihrem Mann Hans Ziegler, mit dem sie gemeinsam das Hotel und Restaurant „Waldsägmühle“ in Pfalzgrafenweiler aufgebaut hatte. Um Marta Ziegler trauern fünf Kinder, zehn Enkel und vier Urenkel.
Eigentlich sollte ihr Lebensweg jedoch ganz anders verlaufen. Denn Marta Frey, wie sie gebürtig hieß, ließ sich zunächst in Baiersbronn zur Damenschneiderin ausbilden. Die Prüfung schloss sie in Theorie und Praxis mit Bestnoten ab. Doch das sollte nach den Vorstellungen des Vaters vor über 60 Jahren nicht genug sein, um eine Familie zu gründen, geschweige denn eine „gute Hausfrau“ zu sein. Also zog die junge Handwerkerin, die am 18. Februar 1936 in Röt geboren wurde, auf Wunsch der Eltern vom Murg- in das Zinsbachtal, um im „Schwanen“ auch noch das Kochen zu lernen. Ein Lohn war für ein solches Praktikum damals nicht üblich, dafür waren Kost und Logis frei.
Dann verliebte sich die gelernte Schneiderin aus Röt in den Sägewerker Hans Ziegler, um mit ihm eine große Vision zu teilen. Denn der war schon in sehr jungen Jahren zum selbstständigen Unternehmer geworden, nachdem er 1958 das Sägewerk der Großeltern geerbt hatte. Also planten die beiden nach der Hochzeit im Jahr 1961 ein neues Hotel im Zinsbachtal, das sich in den nachfolgenden Jahren zu einer gefragten Adresse bei Urlaubern und Geschäftsreisenden entwickelte. Da traf es sich gut, dass sich Marta Ziegler im Hotel Drei König in Freudenstadt und in der Oberen Linde in Oberkirch auch noch zur Hotelfachfrau ausbilden ließ. Dass über dem gastlichen Haus heute vier Sterne funkeln, ist mit das Verdienst von Marta Ziegler.
Am Anfang stand sie gemeinsam mit einer weiteren Köchin am Herd, um zunächst die Fuhrmänner, Holzmacher und Handwerker aus weitem Umkreis, deren Wege sich im Zinsbachtal kreuzten, zu verköstigen, wie es schon Hans Zieglers Großeltern getan hatten. Später kamen Kurgäste und Urlauber dazu. Heute genießt die Waldsägmühle auch dank des Einsatzes der nachfolgenden Küchenchefs Wolfgang Ankele einen ausgezeichneten Ruf in Feinschmeckerkreisen. Bis zum Ruhestand backte Marta Ziegler noch alle Kuchen und Torten selbst.
Zwischenzeitlich hatten Hans und Marta Ziegler den Neubau eines Hotels in Angriff genommen, das sie Zug um Zug erweiterten. 1965 entschieden sie sich schweren Herzens, das vom Großvater geerbte Sägewerk ganz aufzugeben, weil sie in der Hotellerie ihre Zukunft sahen. 2000 übertrugen sie diese Aufgabe auf ihren Sohn Martin Ziegler und dessen Ehefrau Sabine.
Marta Zieglers Verdienste um den Weiler Wald zeichnete das Forstamt Pfalzgrafenweiler erst vor wenigen Jahren mit dem Pflanzen einer Linde an der Straße Richtung Kälberbronn vor der Waldsägmühle aus. Die Hoteliersfrau hatte auch während der Aufräumarbeiten nach dem verheerenden Sturm Lothar stets ein offenes Ohr für die Männer vom Forst gehabt, die zum Sondertarif in dem Vier-Sterne-Hotel wohnen durften und verköstigt wurden. Erst im letzten Winter ist die Erinnerungstafel für Marta Ziegler auf Initiative von Frieder Haug erneuert worden.